Häufig wird mir die Frage gestellt, wie man Uhren am besten reinigt. Oft kommen Freunde zu mir mit der Bitte, ihre Uhr(en) zu reinigen. Daher möchte ich hier mit einem Workshop auf die Thematik eingehen.
Was braucht man für eine Reinigung der Uhren:
Wir werden das Band und die Uhr getrennt voneinander reinigen. Daher werden wir zuerst das Armband von der Uhr abnehmen. Hierzu gibt es einen separaten Workshop, so dass wir hier nicht im Detail auf diesen Schritt eingehen.
Die Uhr werden wir klassisch reinigen, das Armband selbst im Ultraschallbad. Warum nur so?
Ultraschallreiniger können durch die Vibrationen ein Uhrwerk innerhalb weniger Minuten beschädigen oder gar komplett zerstören. Ultraschallreiniger versetzten das Wasser in dem Gerät in hochfrequente Schwingungen. Das so angeregte Wasser gelangt dadurch in alle erreichbaren Zwischenräume und reibt über alle Oberflächen. Das funktioniert schon ohne Reinigungsmittel prima, aber mit Reinigungsmittel (z. B. etwas Geschirrspülmittel) wird dieser Effekt noch verstärkt, da die Oberflächenspannung herabgesetzt wird und so das Wasser noch einfacher in die allerletzten Zwischenräume gelangt.
Das tut das Wasser dann aber auch bei Dichtungen und das ist natürlich bei einer Uhr äußerst kontraproduktiv. Es kann sich also an den Dichtungen vorbeidrücken und so die Uhr unter Wasser setzen. Jeder kann jetzt erahnen, was das bei einer teuren mechanischen Uhr bedeutet.
Genauso kritisch sind die Vibrationen aber auch für die Uhr und das Werk. Die Vibrationen übertragen sich auf die mikromechanischen Bauteile in der Uhr wie Lager, Federn oder Schrauben. Diese können sich lösen, verstellen oder einfach durch die horrende Kraft, die auf diese Miniaturbauteile im µm-Bereich wirken, brechen. Das Öl an den Lagerstellen kann durch die Vibrationen anfangen zu wandern und die Lagerstellen sind dann ohne Öl. Alleine schon das kann zu einer notwendigen teuren Revision führen, aber die Gefahr, dass mehr zerstört wird, ist sehr groß.
Das ist auch der Grund, warum solche Uhrenhalter wie auf dem nachfolgenden Bild, die bei den Discounter-Geräten oft als mitgeliefertes Zubehör zu finden sind, nicht zu empfehlen sind. Auch wenn das Gehäuse so über Wasser bleibt, werden die Vibrationen trotzdem über das Band auf das Gehäuse und das Werk übertragen – mit den oben beschriebenen Konsequenzen. Das Band gehört abmontiert, alles andere ist Pfusch.
Gleiches gilt für bruchempfindliche Dinge wie Edelsteine. Diese gehören wie die Uhr selber nicht ins Ultraschallbad. Es ist wie so oft, ein Werkzeug richtig eingesetzt ist ein Segen, falsch eingesetzt kann es aber auch ein Fluch sein.
Das armbandlose Gehäuse wird einfach mit dem Mikrofasertuch und etwas Glasreiniger gereinigt. Das Mikrofasertuch schützt die Uhr vor Kratzern. Der Glasreiniger verflüchtigt sich von selber und muss nicht extra abgetrocknet werden.
Wenn die Uhr längere Zeit nicht gereinigt wurde und die Uhr über keine massiven Bandanstöße verfügt, kann sich in diesem Bereich zwischen den Hörnern viel Dreck ansammeln. Sitzt hier viel Dreck in den Ecken, die mit dem reinen Tuch schlecht zu erreichen sind, kann man das Mikrofasertuch über eine spitzen Gegenstand ziehen. Bitte hier aber auf keinen Fall Metallgegenstände nehmen (wie z.B. Das Bandwechselwerkzeug, eine Gabel, ein Taschenmesser o.ä.), da die Spitzen auch durch das Tuch dringen und die Oberfläche verkratzen können. Weichere Gegenstände wie Zahnstocher, Schaschlik-Spieße aus Holz o.ä. sind hier empfehlenswert.
Die für das Armband gründlichste Reinigung ist die mit einem Ultraschallreiniger. Nichts anderes macht der Uhrmacher beim Konzessionär auch. Die Reinigung mit Mikrofasertuch kommt nicht in die Ecken zwischen die Glieder und ist so deutlich weniger gründlich.
Als Reiniger reicht Wasser mit einem Tropfen Geschirrspülmittel, um die Oberflächenspannung zu minimieren. Oft empfohlene Reinigungsmittel wie Tikopur R33 oder EMAG EM-080 Universalreiniger nutze ich selber für Uhrenarmbänder nicht, weil es mit Geschirrspülmittel noch sanfter ist. Das Wasser sollte für eine optimale Reinigung entweder im Gerät erwärmt werden oder bereits warm sein.
Sofort nach dem Einschalten kann man sehen, wie sich Wolken mit Dreck um das Band bilden. Ein paar Minuten kann man das Band nun reinigen. Anschließend mit einem Mikrofasertuch vorsichtig abtrocknen. Bitte hier keine Papierhandtücher nehmen, da diese Holzanteile enthalten, die verkratzen können. Mit Papierhandtüchern sollte man allenfalls abtupfen, aber nicht reiben. Aber besser sind die schon empfohlenen Mikrofasertücher.
Nicht mit den Fingern ins laufende Ultraschallbad fassen um das Band herauszunehmen, da die hochfrequenten Schwingungen langfristig auch die Gelenke angreifen. Einfach vorher den Reiniger ausschalten.
Es gibt Ultraschallreiniger und Ultraschallreiniger. Die einen werden für 20 Euro beim Discounter angeboten, die anderen sind teurer und werden auch von Profis benutzt, sind aber gar nicht so viel teurer.
Die Empfehlung ist, sich gleich einen guten Ultraschallreiniger zu kaufen. Die Discounter-Geräte sind oft nicht kräftig genug (Böse Zungen sagen, sie seien reine „Wasserbeweger“) und der Preisunterschied ist dafür einfach zu gering. Ich habe für mein 3 Liter-Gerät bei ebay mit Versand 70 Euro bezahlt, die für den reinen Uhrenbereich ausreichenden 1-Liter-Geräte fangen bei 50 Euro an – 30 Euro mehr, die sicherlich gut investiert sind. Wer nicht nur Armbänder, sondern auch größere Teile wie Vergaser etc. reinigen möchte, sollte gleich ein entsprechend großes Gerät kaufen.
Aber auch ich habe jahrelang meine Bänder mit einem kleineren Chinagerät gereinigt, das sogar eine wirklich gute Leistung hatte. Die Geräte, die ich in letzter Zeit gesehen habe, waren aber deutlich schwächer und von daher empfehle ich hier wirklich, die paar Euro mehr in die Hand zu nehmen und gleich ein richtiges Gerät zu kaufen.
Jetzt müssen Armband und Uhr nur noch wieder zusammengesetzt werden. Hier einfach analog des Workshops umgekehrt vorgehen.
Ersetzt regelmäßig die Federstege, denn diese kleinen Elemente sind stark belastet und halten alleine das Armband am Gehäuse. Die 10 Euro pro Federsteg sind es wert.