Die Omega Speedmaster Moonwatch „Apollo 11 50th Anniversary“ mit der Referenznummer 310.20.42.50.01.001 wird mit einem neuen Armband ausgeliefert, das dem Vintage-Speedmaster-Armband mit den flachen Bandelementen mit der Referenz 1039 nachempfunden ist.
Omega Speedmaster Moonwatch “Apollo 11 50th Anniversary” (Foto: Omega)
Das 1039 Armband ist nicht mehr lieferbar und auf dem Gebrauchtmarkt inzwischen extrem teuer geworden, wenn es überhaupt in einem akzeptablen Zustand zu finden ist. Durch die besonderen flachen Bandelemente gibt das Band allerdings der Speedmaster einen speziellen Look.
Alte Omega Anzeige: Speedmaster mit einem sog. “flat links” Armband (unteres Bild)
Man könnte annehmen, dass das neue Armband der Jubiläums-Speedmaster einfach an jede andere Speedmaster Professional zu montieren ist. Allerdings hat sich Omega bei dem neuen Modell etwas Neues einfallen lassen: Die rückseitige Konstruktion des neuen Omega Speedmaster Gehäuses ist etwas anders. Die Verdrehsicherungen der Bandanstöße, die in der Regel seitlich unter die Hörner greifen, sind hier durch eine mittige Lippe ersetzt, die in einer extra Ausfräsung des Gehäuses sitzt.
Vergleich: Neue zentrale Verdrehsicherung (links) vs. alte Verdrehsicherung mit seitlichen Flügeln (rechts)
(Bilder: Omega)
Vergleich der Bandanstöße: Neue zentrale Verdrehsicherung (oben) vs. alte Verdrehsicherung mit seitlichen Flügeln (unten, hier 575)
Daher stellt sich die Frage: Passt das neue Armband überhaupt an eine andere Omega Speedmaster?
Gibt es Unterschiede zwischen den aktuellen Speedmastern (wie z. B. der SpeedyTuesday) und Vintage Speedmaster Modellen (wie beispielsweise die mit den Referenznummern 145.012 und 145.022)? Oder verhindert diese „Lippe“ das Anbringen des Armbands an anderen Uhren als der Apollo 11 50th Anniversary?
Diese Frage haben Jordy van Kouwen, den ich auf einem großartigen #speedytuesday Event bei Omega in Biel kennengelernt habe, und ich uns auch gestellt. Herausgekommen, ist eine sehr Interessante Untersuchung, die wir den Speermaster-Fans nicht vorenthalten möchten.
Zu Beginn aber noch ein keiner Exkurs zu dem Armband der Omega Speedmaster Moonwatch Apollo 11 50th Anniversary:
Das Armband besitzt, wie schon erwähnt, die klassischen flachen Bandelemente und verjüngt sich von 20 mm auf 15 mm. Die Bandglieder sind 5,5 mm lang und haben eine Dicke von ca. 2 mm. Damit ist es das dünnste Omega Speedmaster-Armband mit massiven Bandelementen und ist sogar noch dünner ist als beispielsweise das Vintage-Armband 1175.
Omega Armband der Jubiläums Speedmaster Apollo 11 50th Anniversary
Die Bandanstöße sind massiv und bestehen aus zwei Teilen, die mit zwei sehr kleinen Schrauben miteinander verbunden sind. Ungewöhnlich aufwändig, aber die Vermutung liegt nahe, dass das Band später auch für andere Uhren eingesetzt werden soll und man die Bandanstöße damit dementsprechend vorbereitet hat, um Teile davon dann übernehmen und in größeren Stückzahlen herstellen zu können. Wir werden sehen.
Bandanstoß, bestehend aus zwei Teilen, die mit zwei sehr winzigen Schrauben verbunden werden (Foto: Jordy van Kouwen)
Das Tragegefühl ist sehr gut und trotz seiner massiven Glieder ist es nicht sonderlich schwer. Es wirkt extrem hochwertig. Das Armband lässt sich durch herausnehmbare Bandelemente, die durch kleine Schrauben auf beiden Seiten gesichert sind, in der Länge verstellen. Durch die recht kurzen Bandelemente ist so für fast jeden Arm eine optimale Länge zu finden und das Band schmiegt sich gut am Handgelenk an. Der Verschluss ist mit 17,5 mm x 27,5 mm (ohne Drücker) recht klein.
Entfernbare Bandglieder zur Längenverstellung des neuen Omega Speedmaster Armbands
Leider hat dieser Verschluss aber immer noch keine einfache Feinverstellung, die heute sehr viele andere Hersteller anbieten. Gerade im Sommer, wenn durch Hitze der Handgelenksumfang immer etwas schwankt, wäre das eine gute Sache. Im Verschluss gibt es dafür eine einzige Mikroeinstellung, die aber nur per Federstangenwerkzeug verstellt werden kann.
Schließe des neuen Omega Speedmaster Armbands
Das Armband ist alleine für diese Special Edition der Moonwatch vorgesehen. Ein Bestellen bei einem Omega Händler oder einer Omega Boutique für andere Uhren ist an sich nicht vorgesehen und könnte sich als schwierig erweisen. Diese Bänder werden in der Regel nur bestellt, wenn man im Besitz einer eben solchen Uhr ist. Nachfragen kann man allerdings. Der derzeitige Preis für das komplette Armband inkl. Faltschließe und Bandanstößen ist 680 Euro / 710 US$ (Stand August 2020).
Wer das Armband bestellen möchte, hier sind die offiziellen Referenznummern:
020STZ011626 – Komplettes Armband inkl. Faltschließe und Anstöße, bestehend aus
Viel Erfolg 🙂
Ok, dann widmen wir uns nun der eigentlichen Fragestellung zu: Passt das Band auch an „normale“ Speedmaster.
Das Armband der Jubiläums Speedmaster passt aufgrund seiner hochglanzpolierten Oberfläche perfekt zu den glänzenden Flanken und Chronographen-Drücker der Omega „SpeedyTuesday Ultraman“ (ST2) und andere Speedmaster 42mm Modelle mit ähnlichem Finish. Daher haben wir den ersten Versuch an dieser modernen, recht aktuellen “Ultraman” Speedmaster durchgeführt.
Omega “SpeedyTuesday Ultraman” (ST2), die mit einem Nato- and Lederband, aber ohne Metallband ausgeliefert wird (Foto:Omega)
Das Montieren der soliden Bandanstöße am modernen Speedmaster Pro-Uhrengehäuse erweist sich als recht einfach. Hierzu können normale 20mm/1,8mm Federstege genutzt werden (20mm Länge, 1,8mm Dicke). Omega nutzt diese 20mm/1,8mm Federstege für Ihre Metallbänder ebenfalls. Dünnere Federstege mit 1,5mm Durchmesser funktionieren auch, sind nicht nötig.
Anmerkung: Die Länge der Federstege wird zusammengedrückt von Ende zu Ende gemessen, einschließlich der Federpins.
Die oben beschriebene „Lippe“ am Bandelement als Verdrehsicherung stört also bei aktuellen Gehäusen nicht. Diese sitzt hier allerdings auf den Gehäuserand auf, was absolut nicht schlimm ist. Es steht dadurch etwas nach hinten raus, was aber auch bei der klassischen Verdrehsicherung, die auf den Hörnern aufliegt, der Fall ist.
Der Bandanstoß sitzt auf dem Gehäuserand auf (Foto: Jordy van Kouwen)
Die Löcher in den Hörnern sind zudem vermutlich minimal anders positioniert. Beides führt dazu, dass sich der Endlink etwas niedrig zwischen den Hörnern des Gehäuses befindet. Das schaut allerdings immer noch sehr gut aus, ist aber natürlich nicht 100% perfekt, aber dennoch sicher. Mit den angesprochenen Unterschieden kann man durchaus leben, wenn man dieses tolle Band an seiner Uhr montieren möchte.
Armband der “Apollo 11 50th Anniversary Moonwatch” montiert an die SpeedyTuesday “Ultraman” (Foto: Jordy van Kouwen)
Zwischenfazit: Das Band der Jubiläums-Moonwatch „Apollo 11 50th Anniversary“ lässt sich an aktuelle Speedmaster Professional Modelle ohne Modifikation montieren.
Aber funktioniert das ganze genauso einfach bei den Vintage Speedmaster Uhren?
Leider nein. Bei den Vintage Modellen der Speedmaster Professional gestaltet es sich (leider doch) anders. Ein Test mit den Referenzen 145.012, 145.022 ergab, dass die Bandanstöße sich partout nicht montieren lassen. Die Löcher in den Hörnern sind eine Nuance verschoben und lassen sich nicht mit den Federstegen erreichen. Auch mit dünneren 19mm/1,5mm Federstegen, die mehr Spiel haben, lässt sich der Umstand nicht zufriedenstellend lösen. Das Band passt also out-of-the-box nicht an Vintage Speedmaster Professional Gehäuse. Schade.
Aber kann man das ändern? Woran liegt das? Zudem gibt es in den Omega-Foren Beiträge von Mitgliedern, denen es anscheinend doch gelungen ist, dieses Armband an ihren 145.012, 145.022 usw. anzubringen. Passt das gelegentlich per Zufall (auf Grund Toleranzen bei den alten Modelle oder ausgetragenen Löchern) oder muss man etwas ändern? Und wenn ja, was?
Ich habe diese Frage versucht an diversen Stellen zu platzieren. Interessanterweise bekommt man aber nie eine Antwort, wenn man diejenigen dazu befragt. Oder es wird eine ausweichende Antwort gegeben. Man hält sich also bedeckt. Es scheint also ein echtes Geheimnis zu sein. Warum auch immer. Versuchen wir also, den Zauber aufzulösen:
Die Löcher der alten Gehäuse liegen minimal höher. Das heißt, die “Lippe” der neuen Bandanstöße verhindert das Erreichen der Löcher mit den Federstegen, da sie das Verschieben der Bandanstöße nach oben verhindert.
Im einfachsten Fall könnte man die Lippe einfach komplett entfernen. Funktioniert sicherlich und wurde bestimmt in dem einen oder anderen Fall auch so gemacht. An sich ist das aber keine gute Idee, da dann der eigentliche Sinn und Zweck der Verdrehsicherung wegfällt. Die “Lippe” ist an sich nur zu dick. Besser ist es also, die “Lippe” zu behalten und nur dünner zu machen. So behält man die Verdrehsicherung und kann den Bandanstoß nach oben verschieben.
Damit könnte man dann auch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, nämlich den Bandanstoß passend machen für Vintage Gehäuse aber auch gleichzeitig könnte man mit der Maßnahme auch den bereits oben beschriebenen etwas höheren Sitz der Bandanstöße bei aktuellen Speedmaster-Gehäusen ausgleichen. Das klingt doch umso interessanter.
Eine erste Messung mit dem Messschieber ergibt eine Lippendicke von knapp unter 1,6mm.
Dicke der Lippe der Bandanstöße (Foto: Jordy van Kouwen)
Wenn man die Lippe nun auf 2/3 herunterbringen würde, müsste es passen. Die Lippe wäre zudem noch stabil genug. Eine Restdicke um die 1,0mm müsste perfekt passen.
Jeder Bandanstoß (Ref. 020STZ011630) einzeln kostet als Ersatzteil schlappe 70 Euro (Stand August 2020). Vermutlich weil der aufwendige mehrteilig Aufbau mit den kleinen Schrauben eben auch in der Herstellung teuer ist. Allzu viele Versuche sollten es nicht werden.
Trotzdem hat Jordy für uns als erstes einen Schnelltest von Hand mit dem Dremel und Feile gemacht. Nicht besonders schön, aber zielführend. Bevor wir die Bandanstöße professionell bearbeiten, brauchten wir mit einem Prototypen ja ein „Proof of the concept“.
Erster handgemachter Prototyp (Foto: Jordy van Kouwen)
Das Testergebnis ist vielversprechend: Der Bandanstoß dreht sich durch die dünnere Lippe höher, lässt sich noch einfacher an den modernen Gehäusen mit den regulären Omega Federstegen (20mm x 1.8mm) montieren. Damit sollte es auch bei den alten Gehäusen montierbar sein.
Besser (höher) sitzender Bandanstoß nach der Modifikation
(Foto: Jordy van Kouwen)
Mit diesem Wissen wurden die noch jungfräulichen Bandanstöße zerlegt, die zu bearbeitenden Stellen markiert und zum Erodieren geschickt. Erodieren ist ein Bearbeitungsverfahren, bei welchem elektrisch leitende Materialien, wie in unserem Fall Stahl, durch elektrische Entladung (genauer Elektroerosion beziehungsweise Funkenerosion) abgetragen werden. Das bearbeitende Werkzeug berührt dabei zu keiner Zeit das Werkstück. Ideal für Teile, die komplizierte Konturen aufweisen (hier die halbmondförmige Lippe) und – etwa beim Fräsen – nicht ideal aufzuspannen sind (wie hier extrem kleines Bauteil).
Elektrode, extra zum Erodieren angefertigt (Bandanstoß nur zum Prüfen der Kontur aufgelegt)
Nach ein paar Tagen kamen die Bauteile mit dünner Lippe von der Werkstatt zurück. Eine sehr saubere Arbeit.
Modifizierter Bandanstoß mit dünnerer Lippe nach dem Erodier-Prozess
Nach dem Zusammensetzen der Bandanstöße (wie vorher angemerkt, bestehen die aus mehreren Teilen) steht einem finalen Test an einer Omega Speedmaster 145.022-69 ST nichts mehr im Wege:
Zusammengesetzter Bandanstoß nach Modifikation
Es passt wunderbar mit den 19mm/1,5mm und auch mit den 19/1,8mm Federstegen. Die Federstege rasten leicht und prima ein. Das Band sitzt perfekt. Damit wissen wir, was man tun muss, um das Band auch an Vintage Speedmaster Pros zu montieren.
Wristshot einer Speedmaster 145.022 mit dem neuen Armband
Fazit: Um das Band der Jubiläums-Moonwatch „Apollo 11 50th Anniversary“ an alle Speedmaster Professional Modelle anzubringen, muss die Dicke der „Lippe“ der Bandanstöße auf ca. 1mm reduziert werden. Auch die aktuelle Speedmaster Professional Modelle, bei denen das Band auch ohne Modifikation montiert werden kann, profitieren durch die Modifikation durch einen leicht höheren Sitz der Bandanstöße.
Speedmaster 145.022 mit den neuen “flat links”-Armband
Mission erfüllt, Rätsel gelöst.
Das Aussehen des Armbands ist fantastisch, die Qualität toll. Mit den modifizierten Bandanstößen sind wir sehr zufrieden.
Unserer Meinung nach sollte Omega das Armband und die entsprechenden Bandanstöße zukünftig für alle Speedmaster-Modelle anbieten. Die Qualität des Armbands ist wirklich fantastisch und das Armband sieht an jeder Speedmaster extrem gut aus. Die Armbänder sind bereits in Produktion und könnten direkt so verwendet werden. Die einzige Aufgabe für Omega wäre die Bereitstellung der richtigen Bandanstöße. Das ist wahrlich keine schwierige und teure Aufgabe.
Es gibt dafür einen Markt. Zahlreiche Unternehmen wie Forstner oder Uncle Seiko haben dies bereits erkannt und sind auf den Zug gesprungen und liefern ähnlich aussehende Armbänder. Zu einem viel günstigeren Preis natürlich, aber die Qualität ist natürlich auch anders. So ist auch mit einem höheren Preis genügend Platz für ein originales Omega-Armband.